„Lias ist ein richtig starker Typ! Er hat Kraft zu kämpfen und echt viel Durchsetzungsvermögen. Und das ist auch gut so – das muss er, das hat er, das wird er immer tun“, Alexander Benzing beschreibt seinen Sohn Lias, der am 11.11.2020 seinen siebten Geburtstag feierte.

Über den Geburtstag des eigenen Kindes freuen sich Eltern – und Eltern wie Alexander Benzing besonders. Denn er erinnert sich genau an den 16. März 2018, als er mit seinem Sohn in die Universitätsmedizin Mainz fuhr. Bereits seit ein paar Wochen besorgte die Familie ein Geschwulst am Hals von Lias. Die Behandlung durch den Hausarzt brachte keine Besserung. In der Nacht plagten Lias Hustenanfälle und Atemnot (sogenannte Krupp-Anfälle) und auch in der Freizeit merkten die Eltern einen Unterschied. Der damals vierjährige Lias war immer ein energisches Energiebündel gewesen. Dass er bei den beliebten Fahrradtouren selbst kleine Berge nicht mehr schaffte, war sehr ungewöhnlich.

Die Krankheit

Ultraschall, MRT, einige Wochen Kortison, Zellentnahmen… ein paar Wochen und viele Untersuchungen später bestätigte sich die Diagnose: Lias hat das Non-Hodgkin-Lymphom. Einen bösartigen Tumor, der das Lymphgewebe befällt. Über zwei Jahre war Lias in intensiver Behandlung, einschließlich langer Chemotherapie. Eine harte Zeit, die das Leben der Familie komplett auf den Kopf stellte. Und doch möchte Alexander B. allen, die in einer ähnlichen Situation sind, Mut machen:

„Natürlich klingt das krass, aber man muss das Beste draus machen. In einer Zeit, in der man viel weint, ist es umso wichtiger, auch viel zu lachen: Da ist auch mal ein Spaß auf der Station erlaubt, ein Gespräch unter Vätern auf dem Klinik-Balkon oder ein Ausflug, bei dem man den Klinikalltag vergessen kann. Die Station, die Ärzte und Pflegekräfte sind alle so super in Mainz, da muss ich echt auch hier noch einmal großes Lob aussprechen! Das tolle Umfeld dort hat uns enorm geholfen – da wurde auch mal mit einer Wasserspritzpistole geschossen oder anderer Quatsch erlaubt.“

Der Sport

Während der Chemotherapie war Familie Benzing jeden Tag spazieren oder Radfahren – mindestens eine Stunde im nahegelegenen, schattigen Wald frische Luft schnappen und Energie tanken. „Bewegung ist wahnsinnig wichtig – das kann ich allen Eltern nur empfehlen“, sagt Alexander Benzing. „Ob Fahrrad fahren, spazieren gehen oder einfach nur kleine Sandbälle im Klinikzimmer hin- und herwerfen – die Bewegung muss natürlich an die jeweilige Situation angepasst werden, aber alles was geht, sollte man mitnehmen. Das hält fit und ist wirklich wichtig.“ Auch am Sportprojekt des Kinderonkologischen Zentrums unter Leitung von Sandra Stössel nahm Lias teil – teilweise in der Klinik, teilweise in Begleitung daheim.

Zusätzliche Motivation brachte auch die Hoffnung, bald wieder mit der Familie im Wohnmobil in die Berge fahren zu können, mit dem großen Bruder Luca Fußball und Hockey zu spielen oder im Winter auf den Skiern stehen zu dürfen. „Fit für die Skipiste zu sein, war eine echte Motivation für Lias, um auch an schwächeren Tagen ein bisschen zu trainieren. Da hat ihn auch sein großer Bruder dann natürlich mitgezogen und siehe da: selbst die schwarzen Pisten ist Lias letzten Winter wieder runtergefahren. Wenn auch mit Pausen, aber das ist dann ja überhaupt nicht wichtig“, erzählt Alexander Benzing stolz.

Die Prognose

„Die Ärzte haben uns immer geraten, wir sollen das machen, was unserem Kind gut tut – in unserem Fall waren das Bewegung, viel Kirschsaft und viel Fleisch. Wenn Lias zum Frühstück Bratwurst wollte, haben wir ihm Bratwurst zum Frühstück gemacht – oder Spaghetti, das war uns ganz egal. Wir haben alles gekocht“, erinnert sich der Familienvater und betont, wie wichtig hierfür die Infrastruktur auf der Station mit Eltern-Küche und Kühlschrank gewesen sei.

Seit diesem Jahr ist Lias in der Nachsorge und seine Prognose ist gut. Lias ist jetzt ein Schulkind. Ein energisches Schulkind – schließlich ist er das Kämpfen gewohnt. Fragt man seinen Vater nach einem Wunsch, so muss er nicht lange überlegen: „Wir wünschen uns einfach, dass Lias so bleibt, wie er ist – stark, ehrgeizig, mit eigenem Kopf – und, dass die Krankheit nie wieder zurückkehrt.“

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