Mariella-Sport

Sportprojekt: „Gräben überwinden, neuen Mut fassen“

Die Diagnose Krebs ist für Kinder und ihre Eltern immer ein Schock. Umso wichtiger ist es, die Herausforderung anzunehmen und ihr mit möglichst viel Kraft entgegenzutreten. Die Kinderkrebshilfe Mainz unterstützt schon viele Jahre das Sportprojekt am Kinderonkologischen Zentrum der Universitätsmedizin Mainz. Welche Erfolge sich damit erzielen lassen, zeigt sich am Beispiel der 7-jährigen Mariella.

Fahrrad fahren in der Klinik? Ein Hindernisparcours mitten auf der Kinderkrebsstation? Bälle werfen und Klettern während einer Therapie? Dass Sport ein wichtiger Bestandteil der Krebstherapie ist, ist längst bekannt. Die Therapeut*innen des Sportprojekts am Kinderonkologischen Zentrum der Universitätsmedizin Mainz öffnen mit ihren Übungen den jungen Patient*innen völlig neue Welten. „Manchmal wärmen wir uns auf, indem wir so tun, als ob wir ein Pferderennen machen. Dabei muss man sich ducken, um Ästen auszuweichen oder über Steine und Wassergräben springen“, berichtet die 7-jährige Mariella.

Die Kraft, Hindernisse zu überwinden, kann das Mädchen aus Wiesbaden gut brauchen. Im April diesen Jahres hat sie die Diagnose „ALL“ bekommen, das bedeutet: akute lymphatische Leukämie. Seither habe sich alles verändert, so Vanessa Kaffenberger, die Mutter von Mariella: „Mariella war immer fröhlich, sehr emphatisch, aber auch zurückhaltend und beobachtend. Kein lauter Mensch und dennoch stand sie immer in der ersten Reihe. Jeder verbrachte gern Zeit mit ihr, sie hat sich immer um alle gekümmert – egal, ob es der eigene Bruder war oder fremde Kinder. Sie war eine von „den Großen“ im letzten Kindergartenjahr und sehr stolz darauf. Sie wollte mit ihrer Freundin zu einem Ballettkurs und sich die Haare, wie Rapunzel, lang wachsen lassen. Zum Zeitpunkt der Diagnose war Mariella schon nicht mehr sie selbst, lustlos, abgeschlagen, in sich gekehrt. Sie wollte mit niemandem mehr sprechen, hat sehr viel Nähe zu uns Eltern gebraucht und wollte, bzw. konnte nichts mehr alleine tun. Die Medikamente hatten das zu Beginn der Therapie dann noch verstärkt.“

Der Sport als Teil der Therapie hat Mariella und ihrer Familie ein Stück Alltag zurückgebracht. Vanessa Kaffenberger beobachtet, dass das Sportprojekt bei ihrer Tochter einen faszinierenden Drang ausgelöst hat, durchzuhalten und auszuprobieren. Unangenehme Untersuchungen zog Mariella leichter durch, weil es danach zum Sport ging: „Sie konnte sich wieder von uns Eltern lösen und ist alleine zum Sport gegangen. Auch ihre Fröhlichkeit kam zurück, sie war wieder ausgeglichener und wurde selbstsicherer. An schlechten Tagen verändert sich ihre Laune durch den Sport komplett zum Positiven. Auch körperlich kann man den Fortschritt deutlich erkennen.“

Neu ist der Sport in Mariellas Leben nicht. Vor der Diagnose „ALL“ fegte sie begeistert durchs Schwimmbecken – etwas, das sie auch bald wieder machen möchte. Mit dem Sportprogramm bleibt der Spaß an der Bewegung erhalten – trotz einer Erkrankung, die nicht nur physisch, sondern auch mental große Anstrengungen bedeutet. Und auch neue Ziele hat Mariella sich schon gesteckt. Sie hat sich fest vorgenommen, baldmöglichst die Ballettschuhe zu schnüren und auch einmal Inliner zu fahren.

Bis dahin kann Mariella weiterhin Kraft und Körpergefühl aus dem Sportprogramm schöpfen – und das sogar von zu Hause. „Dafür stecken wir den Laptop an den Fernseher und dann kann ich den Trainingsraum in groß sehen“, sagt Mariella. Gemacht werden dann zum Beispiel Dehnübungen, Slalomläufe oder Übungen mit Bällen. Etwas mehr Spaß mache es ihr aber dann doch mit den Trainer*innen vor Ort. Eines aber ist beim Trainieren immer dabei, egal ob in der Klinik oder zu Hause. Mariella hört dann einen bestimmten Song: „Seeräuber-Opa-Fabian“, gesungen von Lena Meyer-Landrut. Auch das gehört zum Sportprogramm dazu – und zeigt: Wer Pferderennen bewältigt und mit Seeräubern über die Weltmeere schippert, ist für die Herausforderungen des Lebens bestens gerüstet.