Am gestrigen Sonntag, 12. Mai, war nicht nur Muttertag, sondern auch der internationale Tag der Pflege – ein Tag, der Menschen würdigen soll, die in Pflegeberufen arbeiten und so Kranken und Alten helfen. Wir haben anlässlich des Tags der Pflege mit Lara (19) gesprochen. Sie ist nicht nur selbst Altenpflegerin, sondern war als Kind in der Rolle der zu Pflegenden: Lara hatte mit sieben Jahren einen Nierentumor.

Oktober 2011. Lara ist gerade sieben Jahre alt geworden, als sie die Diagnose „Wilms-Tumor“, eine Art von Nierenkrebs, die hauptsächlich bei Kindern auftritt, erhält. „Ich weiß noch, dass wir in dieser Woche Kerb gefeiert haben“, erinnert sich die heute 19-Jährige. „Es war eher Zufall, dass wir auf die Krankheit aufmerksam wurden.“

Nur zwei Tage nach dem alles verändernden Hausarztbesuch wurde Lara stationär am Kinderonkologischen Zentrum in Mainz aufgenommen. Noch am selben Tag erfolgte die Port-OP, ein Katheter als dauerhafter Zugang von außen in die Vene zur Verabreichung der vielen kommenden Medikamente und Transfusionen. Schon in der darauffolgenden Woche startete die Chemotherapie.

Die siebenjährige Lara in der Klinik.

Es folgte ein Jahr Intensivtherapie mit zunächst sechs Chemotherapiegaben und einer anschließenden OP, bei der die linke Niere entfernt werden musste. Dann folgten weitere 27 Chemotherapiegaben – Laras Mama wich in dieser Zeit nicht von ihrer Seite und begleitete ihre Tochter in die Klinik, während Laras Papa daheim die Stellung hielt und so gut wie in dieser Situation möglich arbeiten ging. „Ich kann mich nicht mehr an alle Details aus dieser Zeit erinnern. Aber ich weiß, dass die Pfleger*innen einen großen Teil dazu beigetragen haben, dass ich die Klinikaufenthalte während der Intensivphase als angenehmer empfunden habe. Sie haben mich oft abgelenkt, aber auch eine gewisse Struktur in meinen Alltag in der Klinik gebracht – sozusagen eine Konstante, an die man sich gewöhnt, die stützen und in vielen Situationen sehr einfühlsam helfen kann“, sagt Lara. „Kurz nach meinem achten Geburtstag wurde ich in die Erhaltungstherapie entlassen.“

Heute arbeitet Lara selbst in der Pflege. Sie ist mobile Altenpflegerin und es macht ihr große Freude, ihren Patient*innen zu helfen und sie bei Dingen, die ältere Menschen nicht mehr ohne Hilfe bewältigen können, zu unterstützen. „Mein Beruf erfordert viel Einfühlungsvermögen, man muss gut mit Menschen umgehen können und Verständnis aufbringen“, erzählt Lara. „Ich habe selbst als Kind die Erfahrung gemacht, wie wichtig ein einfühlsamer Umgang mit Patient*innen ist, damit man sich wohlfühlt – das ist etwas, das ich verstehe und gut kann.“

Dass sie selbst einmal an einer lebensbedrohlichen Krankheit gelitten hat, helfe ihr auch im Umgang mit dem Thema „Tod und Sterben“, welches Teil ihres Berufslebens als Altenpflegerin ist. „Ich musste mich schon früh mit dem Thema Tod auseinandersetzen auf einer Ebene, die man keinem wünscht. Eine Krebserkrankung ist nun mal eine potenziell tödlich verlaufende Krankheit. Deshalb bin ich aber auch heute in der Lage, mit meinen Patient*innen darüber zu sprechen“, so Lara. „Ich hatte beispielsweise einmal eine krebskranke Patientin Mitte 80, die Angst vor dem Sterben hatte. Ich habe mich damals lange mit ihr unterhalten, mich zu ihr gesetzt und ihr meine Sichtweise vom Leben und Sterben erzählt. Meine Vorstellungen davon, was danach kommt. Als meine Patientin kurze Zeit später verstarb, bekam ich eine Dankesnachricht, dass ich ihr mit dem Gespräch sehr geholfen und die Angst genommen hätte.“

Da strahlt sie: Schon als Kind ein echtes Pferdemädchen.

Lara arbeitet heute jedoch nicht nur mit viel Herz in der Altenpflege, sondern lebt ihr Einfühlungsvermögen auch in ihrem Hobby aus: Sie reitet leidenschaftlich gerne. Pferde sind sehr sensible und feinfühlige Tiere – das Einfühlungsvermögen der Reiter*innen stärkt das Vertrauen zwischen Mensch und Tier und ermöglicht eine tiefe Bindung. Lara ist von klein auf ein waschechtes Pferdemädchen. In der Klinik hatte sie stets ihr riesiges Kuscheltierpferd „Polly“ dabei. „Ich erinnere mich noch an den Kommentar eines Arztes, als er mich auf dem Klinikflur mit meinem riesigen Stofftier gesehen hat“, lacht Lara. „Er meinte, er hätte noch nie ein so kleines Kind mit einem so riesigen Pferd gesehen.“

Heute geht es Lara gut, sie muss zwar noch zu regelmäßigen Kontrollen, hat aber sonst keine großen Einschränkungen. In ihrer Freizeit verbringt sie viel Zeit bei Louis, ihrer Reitbeteiligung. Der vierhufige Freund gibt ihr Kraft, schafft Ablenkung und hilft ihr dabei, sich zu entspannen.

Und das Kuscheltierpferd Polly? Das liegt noch heute neben ihrem Bett – eine Erinnerung an ihre Leidenschaft das Reiten, aber auch an den Kampf gegen den Krebs und die eigene Stärke, die sie bewiesen hat und noch heute – auch beruflich – beweist.

 

Danke, liebe Lara, für deine Offenheit und deinen Beitrag für mehr Bewusstsein!

Abschließend ein großes Dankeschön an alle Pfleger*innen, ganz besonders auch an jene Pflegekräfte, die am Kinderonkologischen Zentrum in Mainz jeden Tag so wertvolle Arbeit leisten – ihr seid spitze!