Die positive Wirkung von Sport auf die Krebstherapie ist unlängst wissenschaftlich bewiesen. So gehört bei einigen Krebsarten Sport bereits zur Regelversorgung und wird aktiv durch Krankenkassen und das Gesundheitssystem gefördert. Im Bereich Kinderkrebs sieht das anders aus. Daher unterstützt die Kinderkrebshilfe Mainz bereits seit vielen Jahren das Sportprojekt am Kinderonkologischen Zentrum in Mainz. 2019 hat die Weltgesundheitsorganisation eine Bewegungsempfehlung für Kleinkinder herausgebracht. Diese rückte die wissenschaftliche Relevanz und Dringlichkeit für diese Altersgruppe in den Fokus. Jennifer Krick nahm sich dieser Aufgabe im Rahmen einer Masterarbeit am Kinderonkologischen Zentrum an. Wir haben mit ihr über ihre Erkenntnisse und deren Bedeutung gesprochen.


Jennifer Krick

Jennifer Krick

Liebe Frau Krick, Sie haben Ihre Masterarbeit am Kinderonkologischen Zentrum über die Sporttherapie bei Kleinkindern geschrieben. Erzählen Sie uns doch erst einmal: Was haben Sie studiert und wie kamen Sie mit dem Mainzer Kinderkrebszentrum in Kontakt?

Jennifer Krick: Ich habe meinen Bachelor of Arts im Studiengang „Sport & Sportwissenschaft“ gemacht. Danach dann meinen Master of Science in „Sportwissenschaft“ mit dem Schwerpunkt Gesundheitsförderung und Therapie durch Sport. In den Studiengängen sind Praktika ein fester Bestandteil und über solch ein Praktikum bin ich dann auch zum Kinderkrebszentrum unter der Leitung von Prof. Dr. med. Jörg Faber an der Universitätsmedizin Mainz gekommen. Ich habe mich damals im Master für eine Praktikumsstelle dort beworben.

Das bereits bestehende Sportprojekt am Kinderonkologischen Zentrum wird durch die Kinderkrebshilfe Mainz e.V. seit der Startphase gefördert. Im Fokus dabei stehen Kinder ab dem Grundschulalter. Welche Altersgruppe stand bei Ihrer Analyse im Fokus – und wie kamen Sie darauf?

Jennifer Krick: Im Fokus standen Kinder unter 5 Jahren. Im Jahr 2019 hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine Bewegungsempfehlung für Kleinkinder herausgebracht, was die wissenschaftliche Relevanz und Dringlichkeit für diese Altersgruppe unterstrichen hat. Gemeinsam mit Dr. Sandra Stössel, Leiterin des Sportprojekts am Kinderonkologischen Zentrum der Universitätsmedizin Mainz, wurde dann überlegt, wie man dieser Altersgruppe die nötige Aufmerksamkeit im klinischen Alltag geben kann.

Welche zentralen Fragen wollten Sie mit Ihrer Arbeit beantworten?

Jennifer Krick: Es gab für diese Altersgruppe zuvor noch kein passendes Sportmodell, weshalb ein wichtiger Kernpunkt meiner Arbeit das Erarbeiten und Analysieren eines Modells zur personalisierten Sportonkologie für Kinder unter 5 Jahren war. Ich habe in meiner Arbeit versucht, erstmal zu schauen, ob sich dieses erarbeitete Modell in den klinischen Alltag im Kinderkrebszentrum der Universitätsmedizin Mainz integrieren lässt und ob es regelmäßig durchführbar ist.

Wie haben Sie das genau untersucht / ausgearbeitet?

Jennifer Krick: Wie angedeutet, habe ich auf wissenschaftlicher Basis ein Modell zur personalisierten Sportonkologie während der Intensivtherapie konzipiert und dieses dann analysiert. Dieses Modell besteht aus vier Bausteinen und dient der motorischen Förderung im Säuglings- und Kleinkindalter. Teile des Modells sind zum Beispiel ein Interview oder eine motorische Testbatterie.

Was waren die Kernergebnisse?

Jennifer Krick: Das erarbeitete Modell konnte sehr gut in den klinischen Alltag am Kinderkrebszentrum der Universitätsmedizin in Mainz integriert werden und die einzelnen Bausteine meines Modells sind gut an die besonderen Bedürfnisse der Patient*innen dieser Altersgruppe angepasst.

Welche Schritte, Maßnahmen und Mittel werden aus Ihrer Sicht benötigt, um die Sporttherapie für Kleinkinder am Kinderonkologischen Zentrum in Mainz in die Realität umzusetzen?

Jennifer Krick: Am Kinderkrebszentrum der Universitätsmedizin in Mainz bestehen bereits eine sehr gute Infrastruktur und eine enge Zusammenarbeit zwischen Ärzt*innen und Sportwissenschaftler*innen und dem psychosozialen Team, wodurch den Patient*innen ein vielfältiges Sportangebot ermöglicht wird. Speziell für die von mir behandelte Altersgruppe könnte das Angebot an altersgerechten Bewegungs-/Spielmöglichkeiten noch erweitert werden. Beispielsweise Lauflernwagen, Bauchrollen (als Unterstützung zum Erlernen der Bauchlage und des Krabbelns) und Matten zur Behandlung in den Zimmern der Patient*innen.

Das Sportprogramm aus Ihrer Abschlussarbeit erst in Mainz – dann in ganz Deutschland? Wie schätzen Sie das Potenzial ein, ein solches Programm großflächig zu etablieren? Was könnten mögliche Herausforderungen sein?

Jennifer Krick: Potenzial definitiv. Allerdings gibt es vielfältige Herausforderungen zu überwinden. Zunächst müsste in allen Kinderkrebszentren in Deutschland eine ähnliche Infrastruktur wie in Mainz geschaffen werden. Was direkt in die nächste Hürde überleitet, dass dafür finanzielle Mittel bereit stehen müssen. Das am Kinderkrebszentrum an der Universitätsmedizin Mainz geschaffene Angebot ist größtenteils durch Spenden unterstützt. Meines Erachtens nach, wäre ein bundesweites und europaweites Sportangebot nur durch staatliche Finanzierung umsetzbar. Für eine solche Förderung ist allerdings wissenschaftliche Evidenz erforderlich. Das wird noch viel Zeit in Anspruch nehmen, doch ich hoffe, dass mit dem Erstellen meiner Arbeit ein erster Schritt zum Erreichen dieses Ziels gemacht wurde.

Die Arbeit ist mit großem Erfolg bestanden – wie geht es nun für Sie genau weiter?

Jennifer Krick: Momentan erwarte ich mein zweites Kind, weshalb ich mich zunächst auf meine Rolle als Mutter konzentrieren möchte. Doch nach der Elternzeit wäre es mein Wunsch, in diesem Berufsfeld zu bleiben.

Vielen Dank für das spannende Interview – und natürlich die besten Glückwünsche und alles Gute für Ihre anstehende Elternzeit!