Therapeutisches Reiten: Pferde stärken Vertrauen
„Das Glück der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde“. Es gibt wohl kaum jemanden, der dieses alte Sprichwort nicht schon gehört hat. Und es steckt viel Wahrheit darin: Pferde haben oftmals eine besondere Ausstrahlung auf den Menschen. Sie sind sensibel und spiegeln häufig das Empfinden der Menschen, die sich mit ihnen beschäftigen, wider. Dies konnten einige kleine und größere Patient*innen sowie deren Geschwister beim therapeutischen Reiten im Rahmen unseres Projekts „Schwierige Zeiten gemeinsam meistern“, welches von Herzenssache e.V., der Kinderhilfsaktion von SWR, SR und Sparda-Bank, für drei Jahre im Aufbau unterstützt wird, kürzlich selbst erfahren. Für insgesamt über 20 Kinder ging es aufgeteilt auf zwei Termine am 27. Oktober und 10. November begleitet durch Mitarbeiter*innen des psychosozialen Teams des Kinderonkologischen Zentrums in Mainz nach Heidenfahrt zu „Obenauf“ und somit in den Offenstall von Reittherapeutin Isabell Kreitner-Eckert.
„Wir haben uns sehr gefreut, dass das Angebot so gut angenommen wurde. Da es so viele Anmeldungen innerhalb kürzester Zeit gab, haben wir gleich zwei Termine mit Frau Kreitner-Eckert vereinbart“, freut sich Psychologe Jonas Schetelig, der bei beiden Ausflügen dabei war.
Isabell Kreitner-Eckert und ihr Mann begrüßten die teilnehmenden Kinder und zeigten ihnen zunächst den Hühner- und Kaninchenstall – dort durften die Kinder sich mit den Tieren vertraut machen. Es wurde erklärt, dass es wichtig ist, ruhig mit den kleinen und größeren Tieren umzugehen. Danach ging es zu Stute Lukka: Die Kinder näherten sich dem großen Tier langsam und behutsam und lernten es zunächst bei einer ausgiebigen Putz- und Streicheleinheit kennen. Im Anschluss durften die kleinen und größeren Patient*innen und deren Geschwister Pferd Lukka einige Runden unter Anleitung von Isabell Kreitner-Eckert geführt reiten. Um diesen besonderen Moment festzuhalten, wurde vor dem Losreiten ein Polaroid-Foto gemacht, über das sich die Kinder sehr freuten. Während des Reitens konnten die Patient*innen und Geschwisterkinder sich mit dem Gefühl, getragen zu werden, vertraut machen. Nach und nach wurden die Kinder dabei immer mutiger und gewannen an Selbstvertrauen: Da wurden auch mal die Augen auf dem Pferd geschlossen oder es wurde freihändig geritten.
„Es war so schön zu beobachten, wie die Kinder sich dem großen Tier angenähert und dabei Ängste und Vorbehalte überwunden haben. Lukka hat dabei so viel Ruhe und Vertrauen ausgestrahlt, dass selbst die Kleinsten wenig bis keine Berührungsängste hatten und teilweise mit ausgestreckter Hand auf das Pferd zugelaufen sind“, sagt Psychologe Jonas Schetelig. „Die Interaktion mit dem Pferd war geprägt von einer Offenheit und einem Erkunden – eine tolle Erfahrung für alle. Die Kinder waren total mutig, fröhlich und begeisterungsfähig und es war ganz viel Stolz zu erkennen.“
Das therapeutische Reiten war somit ein durch und durch erfolgreicher und schöner Ausflug für alle Beteiligten, der das Vertrauen, den Mut und das Einfühlungsvermögen der Kinder gestärkt und zugleich viel Freude gebracht hat.